Freitag, 25. Oktober 2013

Zertifizierung als Professional Scrum Master (I)

Agilität ist heutzutage in der Software-Entwicklung gang und gäbe, wobei verstärkt auf Scrum gesetzt wird. Vor Kurzem habe ich die Gelegenheit gehabt meine Scrum-Kenntnisse durch Belegen der von scrum.org angebotenen PSM-I-Prüfung zertifizieren zu lassen. In diesem Beitrag werde ich kurz schildern, wie ich mich für diese Prüfung vorbereitet habe.

Wieso PSM I auf scrum.org?

Die von Scrum-Initiator Ken Schwaber gegründete Organisation scrum.org bietet Interessenten die Möglichkeit, die Prüfung „Professional Scrum Master I“ online abzulegen, ohne im Vorfeld an kostenpflichtigen Vorbereitungskursen teilgenommen haben zu müssen. Man sollte sich vor Ablegen der Prüfung jedoch darüber im Klaren sein, was die Qualifizierung PSM I bedeutet: sie belegt lediglich ein grundlegendes Verständnis über die Funktionsweise des Scrum-Frameworks und dessen Anwendung in der Praxis. Lasst euch also von dem Begriff „Master“ nicht irre führen. Scrum beherrscht man erst nach jahrelanger Projekterfahrung.

Die Prüfung kostet 100 US-Dollar pro Versuch und besteht aus 80 Fragen die in 60 Minuten zu beantworten sind. Die Prüfungszulassung erfolgt überraschenderweise nicht automatisiert; nach Zahlungseingang wird die Bestellung durch einen Mitarbeiter von scrum.org verarbeitet und es dauert etwa einen Arbeitstag bis man einen Prüfungszugangscode per Mail zugeschickt bekommt. Dabei sollte man die Zeitverschiebung zwischen Europa und den USA nicht außer Acht lassen. Um die Prüfung zu bestehen, müssen mindestens 85% der Fragen richtig beantwortet werden. Mein Endergebnis: 95%.

Was muss ich unbedingt wissen?

Die erste Anlaufstelle für die theoretische Vorbereitung auf die Scrum-Prüfung sollte der Scrum Guide sein. Dieses sechzehn-seitige Dokument wird von den Scrum-Gründern Ken Schwaber und Jeff Sutherland gepflegt und beinhaltet die Definition des Frameworks, bestehend aus Rollen, Ereignissen, Artefakten und Regeln. Da die Prüfung aktuell nur in englischer Sprache angeboten wird, ist es durchaus sinnvoll sich hauptsächlich mit der englischen Fassung des Guides zu befassen.

Seid ihr der Meinung, die Grundlagen von Scrum zu beherrschen, so könnt ihr euch gleich an der Open Assessment – einer Testprüfung – versuchen. Solltet ihr nach den ersten Versuchen die Erfolgsmarke von 85% immer noch nicht geknackt haben, verzweifelt nicht: die mehrmalige Durchführung der Open Assesment ist als Teil des Lernprozesses anzusehen, da die hier vorkommenden Multiple-Choice-Fragen über die inhaltliche Struktur der PSM-I-Prüfung Aufschluss geben. Daraus ergeben sich mehrere Vorteile:
  • Man lernt aus den eigenen Fehlern: da man nach jedem Probedurchlauf die Möglichkeit hat, seine Testergebnisse einzusehen, wird man schnell auf Wissenslücken oder Verständnisprobleme aufmerksam.
  • Nach mehrfacher Durchführung der Open Assesment prägt man sich die Fragen und Antworten unbeabsichtigt ein. Da ein Großteil dieser Fragen auch in der PSM-I-Prüfung vorkommen werden, ergibt sich daraus eine nicht unwesentliche Zeitersparnis.
Sobald man konsistent mehr als 95% der OA-Fragen richtig beantwortet, kann man diesen Teil der Vorbereitung als abgeschlossen betrachten.

Da Scrum ein Framework – also ein Gerüst – und keine Methodologie für die Durchführung von Projekten ist, gibt es bei der Umsetzung einen gewissen Interpretationsspielraum; die schwierigsten Prüfungsfragen zielen genau darauf ab. Die beste Vorbereitung hierfür sind Lektionen aus der Praxis. Verfügt man über wenig praktische Erfahrungen in Scrum-Projekten, muss man auf alternative Informationsquellen ausweichen.

Ein äußerst gelungenes Buch über den Einsatz von Scrum im täglichen Projektgeschehen ist Henrik Knibergs „Scrum and XP from theTrenches“. Darin vermittelt der Autor seine Erfahrungen aus der Praxis, diverse Best-Practice-Ansätze inklusive deren Entstehungsgeschichten und wirft diverse spannende Fragen auf.

Empfehlenswert ist auch „Succeeding with Agile“ von Scrum-Befürworter Mike Cohn.

Weitere Informationsquellen gibt es auf scrum.org. Auf Youtube findet man auch jede Menge interessante Vorträge zum Thema:
  • http://www.youtube.com/watch?v=WUQfuhdOZ8s&feature=gv
  • http://www.youtube.com/watch?v=Q5k7a9YEoUI&fmt=22
Grundsätzlich gilt: je tiefer man in die Scrum-Welt abtaucht – indem man unterschiedliche Erfahrungsberichte liest oder sich Vorträge anhört – desto einfacher und logischer erscheinen die Fragen der PSM-I-Prüfung.

Wie läuft die Prüfung ab?

Die Prüfung kann innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt des Zugangscodes jederzeit online abgelegt werden. Was den Prüfungsablauf angeht, gilt folgendes:
  • der Zeitrahmen ist knapp; ist man mit den Open-Assesment-Fragen vertraut, kann man sich dennoch einen beachtlichen Zeitpuffer verschaffen.
  • die Fragen bei denen man sich unsicher ist, kann man auf ein Blatt aufschreiben. Nach dem ersten Durchlauf kann man auf sie wieder zurückkommen.
  • Google-Recherchen kosten Zeit und liefern so gut wie nie eindeutige Ergebnisse, man sollte prinzipiell davon absehen. Bleibt am Ende doch noch Zeit übrig, kann man es dennoch versuchen.
Das Ergebnis wird unmittelbar nach dem Prüfungsabschluss eingeblendet. Habt ihr 85% oder mehr erzielt, wird euer Name in die Liste der als PSM-I zertifizieren Personen aufgenommen und ihr bekommt das PSM-I-Zertifikat per eMail. Dies geschieht innerhalb weniger Stunden nach Abschluss der Prüfung.

Viel Erfolg.